Eigenverbrauch und Inselnetze: Es bewegt sich etwas in der Wallonie.
Bald können sich in der Wallonie, auch kleine Gemeinschaften zusammenschließen, um ein Inselnetz („Microgrid“ auf Neudeutsch) zu bilden. So können sie den Strom, den sie erzeugen unter einander verteilen. Dies wird nicht nur via dem öffentlichen Stromnetz möglich sein, sondern auch über Direktleitungen oder geschlossenen Netzen wie etwa zwischen Fabriken oder Einkaufzentren. Bis vor kurzem konnten nur große Netzbetreiber die Stabilität der Stromversorgung sicherstellen. Mit künstlicher Intelligenz, Digitalisierung und mit immer besseren Stromspeichern kann man jetzt auch kostengünstig lokale Netzwerke ausbauen.
Das war allerdings innerhalb der bisherigen Gesetzen mit Ausnahme von Pilotprojekten nicht möglich. Jetzt ist ein Dekret, das der Minister für Energiewende, Jean Luc Crucke, vorbereitet hat in erster Lesung von der Landesregierung begutachtet worden. Diese Gesetzesänderung wird zum Beispiel den Bewohnern eines Mehrfamilienhauses ermöglichen, eine photovoltaische Installation gemeinsam zu betreiben. Eine Baugenossenschaft könnte in naher Zukunft ein autarkes, klimaneutrales Wohnviertel bauen. Professor Damien Ernst von der Uni Lüttich befürwortet seit langem diesen Schritt. Kleine Netzwerke seien viel effizienter und kostengünstiger als individuelle Lösungen. Dieser „geteilter“ Eigenverbrauch vermeide Überlastungen und Spannungsprobleme. Zusammenarbeit zwischen Unternehmen auf einem Industriegebiet wird es ermöglichen, in die Produktion und Speicherung zu investieren, um sich vor Strompreisspitzen auf dem Großhandelsmarkt zu schützen. Die großen Netzbetreiber sind dagegen weniger begeistert und fürchten um ihr Monopol. Auch der Universaldienst sei bedroht, wenn viele Mikronetzwerke entstünden und Verbraucher nicht mehr zur Instandsetzung der Netze beitrügen.